Eröffnung Ton- und Tanzstudio
Jugendkultur als Instrument für Bildungsinhalte – Hip Hop macht Schule
Zugegeben – Hip Hop ist nicht der naheliegendste Themenkomplex, wenn man an schulische Bildung denkt. Dies ändert sich aber deutlich, wenn man sich intensiver mit der Geschichte und Kultur des Hip Hop beschäftigt.
Befördert durch das persönliche Engagement eines Kollegen wagte die Ida Ehre Schule 2021 das Experiment einer Hip Hop Klasse im Rahmen der schulischen Profilierung ab Jahrgangsstufe 8.
Der Leitsatz „each one teach one“ – aus der HipHop-Kultur stammend, vereint in besonderer Weise die Themen Jugendszenen, Inklusion, kulturelle Bildung und schulische Bildung.
Each one teach one – aber was eigentlich?
An der Ida Ehre Schule wurde in der ersten Hip Hop Klasse Europas (!) Hip Hop als Profilfach eingerichtet; umfassend die Grundelemente der Hip Hop Kultur: Rap, Graffiti, DJing und Breaking. Dies sowohl praktisch, als auch theoretisch. Das Konzept kombiniert künstlerische Fähigkeiten, stärkt das Selbstbewusstsein, Teamgeist und die kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen. Verstanden als „safespace“ und „bravespace“ konnten die Schülerinnen und Schüler durch den Lebensweltbezug eine hohe Identifikation mit der Thematik, der Klasse, der Schule und letztlich Lernfreude insgesamt entwickeln.
Die Klasse hat an Profiltagen die Chance erhalten und genutzt, vielfältige Protagonisten der Hip Hop Szene zu besuchen. Dank der Unterstützung verschiedener Personen weiteten sich die Erfahrungsräume bis nach Berlin und sogar bis nach New York aus. Die Hip Hop Klasse erlangte innerhalb der drei Jahre einen gewissen Bekanntheitsgrad, was dazu führte, dass auch von anderen Schulen verschiedenster Jahrgänge bis nach Dänemark Besuche stattfanden, um sich über das Projekt zu erkundigen.
Each one teach one – die Schülerinnen und Schüler der Hip Hop Klasse unterrichteten also „gezwungenermaßen“ Schüler auf Englisch, Schüler aus Grundschulklassen, mussten mit Medienvertretern sprechen und sich im Fernsehen beweisen. Sie mussten lernen, adressatengerecht zu formulieren, sich eloquent in der englischen Sprache zu bewegen und sich selbst und die Schule angemessen zu repräsentieren.
Durch den Fächerübergreifenden Ansatz von Hip Hop als Vehikel für Bildungsinhalte wird nachhaltiger Lernerfolg geschaffen. Die Kermit Ergebnisse konnten deutlich belegen: Alle Schüler der Klasse hatten
jeweils einen enormen Leistungsanstieg. Die Klasse insgesamt den höchsten Leistungszuwachs der Schule und einzelne Schülerbiografien haben eine deutliche Wendung vorgenommen. Der Übergang in die gymnasiale Oberstufe war bei der Schülergruppe der Hip Hop Klasse auffällig hoch.
Als ein Schüler der Klasse in Jahrgang 9 in einem Interview gefragt wurde, welches denn sein Lieblingsfach sei -und die Antwort „bestimmt Hip Hop“ des Interviewers gleich mitgeliefert wurde- antwortete der Schüler: „Mein Lieblingsfach ist Mathe“.
Mittlerweile verfügt die Ida Ehre Schule über ein professionelles Tanz- und Tonstudio, das allen Schülern der Schule offensteht. Bei der großen Eröffnung des Studios im November 2024 konnten wir als Schule dann auch endlich unseren Dank ausdrücken; an Herrn Dennis Schröder (CEO von Snipes), dem amerikanischen Generalkonsul, Herrn Jason Chue und diversen unterstützenden Künstlern.
Das Projekt hat die Kinderschuhe verlassen und wächst. Es sollen neue Hip Hop Klassen in Berlin, Köln und als Vision in Metropolen Europas entstehen. Wir sind als Ida Ehre Schule stolz und froh diesen Schritt gewagt zu haben.
Das Projekt Hip Hop als Teil der Bildungskultur an staatlichen Schulen eröffnet neue Perspektiven auf die Herausforderungen und Schwierigkeiten, im Besonderen aber auch auf Potenziale, Chancen und Perspektiven im Umgang mit Jugendszenen.
Text: N. Boutez